HEIMAT NEU ERLEBEN.

LUKAS – JUNI 2021

Mir hat sich nie die Frage gestellt, ob ich ernsthaft hier wegziehe. Ich habe schon immer in der Eifel gewohnt. Ich bin hier zwar ein paar mal umgezogen, aber nie weggegangen. Spätestens, als ich meine Ausbildung bei der Volksbank angefangen habe, stand für mich fest, dass ich bleibe nach dem Abi. In der Eifel habe ich meine Wurzeln geschlagen.

Einige meiner Freunde sind nach Düsseldorf gegangen. Und ich hatte auch den ein oder anderen Traum: Ich liebe Hamburg und habe mir oft vorgestellt da zu leben. In dem schönen Flair. Aber ernsthaft habe ich mir die Frage nie gestellt. Ich reise gerne nach Hamburg und komme auch gerne wieder nach Hause. Ich bin heimatverbunden und kann mir total gut vorstellen hier zu bleiben.

Gerade in der jetzigen Zeit wird mir noch bewusster, was wir hier haben. Durch Corona konnten wir unsere Heimat nochmal ganz anders kennenlernen. Als alles zu hatte, waren wir viel Wandern und Fahrradfahren. Es ist schon komisch: Man wohnt sein ganzes Leben hier und kennt doch so viele Ecken nicht. Viele Touristen kommen hierher zum Wandern, Fahrradfahren und Natur genießen. Während der Lockdowns haben wir hier so viel Neues und Schönes entdeckt. Am ersten Mai haben wir zu zweit eine Maiwanderung gemacht – mit Picknick auf einem Berg: Das war echt ein unvergessliches Erlebnis.

Durch Corona wurde mir aber auch bewusst, wie wertvoll es ist, die Natur oder ein Haus und einfach viel Platz um sich zu haben. Es ist absurd, dass hier in der Eifel jede Familie ihr eigens Haus mit Garten hat. Man hat so viel Platz – da beneiden uns gerade jetzt wahrscheinlich viele, die in der aktuellen Zeit in der Stadt leben. Bei uns ist es normal, dass fast jede Familie ihr eigenes Haus hat. Hier kann man sich das leisten. Dadurch ist die Lebensqualität einfach anders.

Volle Straßen oder Stop-and-go gibt es bei uns nicht. Auf dem Weg zur Arbeit habe ich keinen Verkehr, es sei denn die Schüler haben Schulschluss oder –beginn ;-) In der Eifel muss man Autofahren schon mögen oder auf den Bus warten. Als Schüler haben wir viel Zeit mit Warten verbracht. Da war immer die Frage: Schaffe ich es noch zum Bus oder muss ich noch eine Stunde warten? Der Bus fährt eine Stunde für einen Weg von eigentlich 20 Minuten. Dafür ist man mit dem Zug in 30 Minuten in den großen Städten. Wenn wir als Jugendliche mal Lust zum Feiern hatten, sind wir einfach mit dem Zug nach Trier gefahren.

Ich glaube, was uns auch besonders macht ist unser Vereinsleben. Bei uns hat jedes Dorf einen Musikverein und Sportvereine natürlich. Es ist normal, dass jeder in einem Verein ist. Ich bin aktuell im Fußballverein. Das Vereinsleben hat einfach einen besonderen Stellenwert. Es stärkt die Gemeinschaft: Man hat viele Freunde und einen großen Kreis um sich herum. Die Vereine helfen bei den Dorffesten. Das ist selbstverständlich. Sie engagieren sich und jeder hat Bock mitzumachen und Verantwortung zu übernehmen. Es ist toll, dass die Gemeinschaft im Vordergrund steht. Leute von außen nehmen wir sehr gerne auf. Das ist etwas, dass ich bei mir im Fußballverein auch immer wieder erlebe. Es ist leicht sich bei uns zu integrieren – unabhängig vom Alter.

Und nach dem Training geht man nicht anonym nach Hause, sondern zusammen noch in die Kneipe. Natürlich meistens in die selbe. Wir sind schon Stammgäste. Da trifft man immer die selben Leute und kann so sein wie man ist. Wir gehen oft einfach im Jogginganzug. Darauf kommt es nicht an. Als Unternehmen würde man sagen, das ist eine Teambuilding-Maßnahme, aber hier passiert das einfach so. Ich finde das ist einfach schön und gemütlich: Mit Freunden einen schönen Abend erleben.

Bei uns steht die Familie einfach im Mittelpunkt. Ein großer Teil meiner Familie lebt direkt neben mir. Die Generationen leben zusammen nebeneinander. In der Mittagspause werde ich gleich zu meiner Oma gehen. Ich bin gerade im Home-Office und sie freut sich dann, dass ich komme. Und das Essen bei den Omas ist ja bekanntlich immer lecker :-)

Es gibt einen entscheidenden Punkt weshalb ich auch in der Eifel geblieben bin: Die Volksbank. Ich war in der 10. Klasse und habe mein Praktikum bei der Volksbank gemacht. Mein Papa meinte: „Frag doch mal bei der Volksbank“. Das war für mich eine so schöne familiäre Umgebung und Gemeinschaft. Das hat mich gleich gepackt und hat mich bis heute nicht losgelassen. In den Sommerferien habe ich dann ein zweites freiwilliges Praktikum gemacht. Einfach weil es mir so gut gefallen hat. Ein paar Berater haben sich dann für mich eingesetzt, dass ich in Kundengespräche mit durfte. Mit 16 dachte ich es geht nur um Ein- und Auszahlung. Wie komplex das Thema Bank wirklich ist und wie viel man mit Menschen zu tun hat, das wurde mir erst im Praktikum bewusst. Danach wusste ich: Nach dem Abitur möchte ich bei dieser Bank arbeiten. Ab da habe ich auch in der Schule genau darauf hin gearbeitet. Wir haben einen sehr starken Zusammenhalt. Das ist genau meins. Das war ein entscheidender Punkt für meinen Berufsweg. Jetzt habe ich einen spannenden Job mit Perspektive. So hat sich mir die Frage nie gestellt von hier weg zu gehen: Hier sind meine Wurzeln. Und die Bank ist eine davon. Ein gutes Gefühl.

 

 Lukas 06 2021 640